Geschichte

Erste elektrische bahn100 Jahre Berliner S-Bahn
Auch Zepernick und Schwanebeck erlebten durch die Bahn einen Boom  
Die Berliner S-Bahn kann auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken. Im Rahmen der Feierlichkeiten vom 8. bis zum 11. August 2024 finden Veranstaltungen rund ums Thema S-Bahn in Berlin und Bernau statt. Auch der Panketaler Geschichtsverein wird am 8. August in Bernau mit einem Infostand vor Ort sein, wenn der historische Zug mit geladenen Gästen aus Berlin eintrifft. 
Der 8. August 1924 gilt als Geburtsstunde der Berliner S-Bahn. Damals, es war ein Freitag, fuhr der erste elektrifizierte Zug auf der Strecke zwischen dem Stettiner Vorortbahnhof in Berlin (heute: Nordbahnhof) und Bernau. Ein Foto des Zuges während des Halts in Zepernick ist   in der Sammlung des Panketaler Geschichtsvereins erhalten.

Gern hätte der Verein Schautafeln mit historischen Fotos und Erläuterungen an den Bahnhöfen in Zepernick und Röntgental anbringen lassen, die auch übers Jubiläum hinaus einen informativen Mehrwert für Fahrgäste bieten würden. Die monatelangen Verhandlungen mit Bahn, Projektleitung und Denkmalschutz dazu waren jedoch bislang nicht erfolgreich. 
Der Fokus des Jubiläums liegt auf Start und Ziel der ersten elektrischen Fahrt. So wird der Jubiläumszug, der vom Verein Historische S-Bahn e.V. eigens mit dem erforderlichen Zugsicherungssystem ZBS ausgestattet wurde, gegen 14 Uhr am Nordbahnhof starten und voraussichtlich ohne Zwischenhalt die Strecke zurücklegen. 
Birgit Fiedler vom Panketaler Geschichtsverein bedauert, dass die Bemühungen, das S-Bahn-Jubiläum auch an den Panketaler Bahnhöfen sichtbar zu machen, keinen Erfolg hatten: »Wir haben detaillierte Skizzen erstellt, welche Flächen für Infotafeln infrage kämen und hätten die Inhalte auch zusammengestellt, doch letztlich sind die Anforderungen, was Denkmalschutz, Vandalismus- und Brandschutz betrifft, immens hoch. Da braucht es viel Geld und einen langen Atem.« 
Ganz aufgegeben hat der Verein das Ansinnen noch nicht. Schließlich profitierte auch Zepernick maßgeblich von der engen Verkehrsanbindung an Berlin. Bereits 1881 (zwei Jahre nachdem Buch einen Haltepunkt bekommen hatte) erhielt Zepernick einen Haltepunkt an der Berlin-Stettiner Bahn. Ab 1893 verkauften Bauern nach und nach Land und die erste von vielen Siedlungen entstand: Röntgental. Aus dem ehemaligen märkischen Bauerndorf entstand so zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine boomende Stadtrandgemeinde. 
Den Röntgentaler Siedlern ist es zu verdanken, dass es sogar zwei Bahnhöfe im Ort gibt…

Foto: Sammlung Panketaler Geschichtsverein

Ausführlicher in der Printausgabe


Zeitzeugen SolistationDie DDR-Solistation in Buch
Zeitzeuge Reinhold Mupupa erinnert sich an die Zeit als Patient in Buch
Es war der 4. Mai 1978. Schwer bewaffnete südafrikanische Fallschirmjäger überfallen im Süden Angolas ein namibisches Flüchtlingsdorf bei Cassinga. 600 Menschen sterben, über 1.000 Verletzte gibt es, fast alle sind Zivilisten, einige Kämpfer der namibischen Unabhängigkeitsbewegung SWAPO sind auch unter ihnen. Die DDR bot damals an, 20 der verletzten Namibier im Bucher Klinikum kostenfrei zu behandeln. Das war der Beginn der Solidaritätsstation, die später nach »Jacob Morenga«, einem Kämpfer gegen die deutsche Kolonialmacht in Namibia, benannt wurde. Damaliger Oberarzt (und späterer Chefarzt) war Dr. Christian Zippel. »Zufällig war an meiner 2. Geriatrischen Klinik gerade eine Sta- tion frei geworden, die renoviert werden sollte. Dort haben wir die Patienten – 10 junge Männer, 9 Frauen und ein 10-jähriges Mädchen – untergebracht. Ihre Verletzungen verlangten chirurgische Behandlung. So wurde der Fachspezialist Dr. Erich Kwiatkowski Stationsarzt, der von den Patienten nur ‘Dr. Jesus’ genannt wurde«.  Zwischen 1978 und 1991 waren es fast 200 Namibier – und insgesamt  über 800 Patienten aus fast 40 Ländern aller Kontinente, die auf der Solidaritätsstation im ÖB III (Zepernicker Str.) medizinisch versorgt wurden. Sie waren meist verwundete Kämpfer oder politische Aktivisten von sozialistisch orientierten Organisationen oder Parteien. »Die letzten Patienten, die wir noch kurz nach der Wende behandelt haben, waren kurdische Napalmverletzte aus dem Nordirak und sechs rumänische Securitate-Opfer«, erinnert sich Dr. Zippel. 
Letzter namibischer Patient der Solidaritätsstation war Reinhold Mupupa. Am 13. Juni 2024 sitzt der Anfang 60-Jährige in der Bucher Stadtteilbibliothek, um über seine Erfahrungen von damals zu sprechen, sich zu erinnern. Neben ihm Dr. Christian Zippel sowie Bernt Roder vom Museum Pankow. Das Zeitzeugengespräch ist Teil eines Ausstellungsprojekts des Museums unter dem Titel »Solidaritätsstation Jacob Morenga. Namibische Patient*innen im Klinikum Berlin-Buch«. Die Wanderausstellung, die auch entliehen werden kann,  macht derzeit Halt in der Bucher Bibliothek (Wiltbergstr. 19-23) und kann noch bis zum 24. August besucht werden. Geführte Rundgänge gibt es am 4. Juli und 11. Juli, jeweils um 16 Uhr.
Wegen eines Säureunfalls beim Aufladen einer Batterie kam Reinhold Mupupa, der als Funker beim militärischen Arm der SWAPO in Namibia stationiert war, 1987 als Mitte Zwanzigjähriger nach Buch. Mit mehrfachen Augenoperationen wurde versucht, eine Erblindung zu verhindern. Es gelang leider nicht. Er ist einer der wenigen, die nach seiner Behandlung in Deutschland geblieben ist …

Ausführlicher in der Printausgabe